Wulf Kirsten
Stimmenschotter

Gedichte 1987–1992
1993. 104 Seiten. Gebunden

ISBN 9783250102069

»Wie dankbar ist man, mit Wulf Kirsten einem Lyriker zu begegnen, der dem Mainstream souverän auszuweichen versteht.« Peter Hamm, Die Zeit

Wulf Kirsten ist wie kaum ein Dichter seiner Generation dem Deutschen auf der Spur. Auf der Flucht vor denen, die noch bei jedem wechselnden Wind die richtige Phrase auf dem richtigen Gemeinplatz dreschen, findet er in den linkselbischen Tälern zwischen Dresden und Meißen eine verschwindende Sprachwelt, das raue Idiom seiner Häuslerkindheit. In Wulf Kirstens Gedichten wird diese Sprache zum Kompass für die Rückkehr in eine Landschaft, von der sich in den Gedichten helle Bilder des Staunens finden. Doch auch in den großen Augen des Kindes ist es eine Idylle der gebeugten Rücken, zernarbt von der Geschichte.

Das Beharren auf dem Wort schärft den Blick für den »brandfleck im teppich der natur«, die von den »umgeschuldeten mißerfolgen« der Politik verwüstete Landschaft, für die versteckten Exile der Natur in der ausfransenden Vorstadt. Von hier kehrt sich der Blick um, die Sprache wird offen und leicht, und die Orte der Kindheit Kirstens werden wie die Heuwege Peter Huchels oder die Dörfer Johannes Bobrowskis zur Landschaft einer jeden Kindheit. Hier haben sich einst historische Begegnungen ereignet, die Kirsten in seinen Porträts imaginiert: Luther, Johann Christian Günther, Nietzsche. Wie seine Landschaftsgedichte und seine politischen Episteln bezeichnen auch diese präzis geschnittenen Miniaturen die Längen- und Breitengrade einer poetischen Welt, deren Bild- und Sprachreichtum seinesgleichen sucht.




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